Summary: | When respiratory noises occur under training conditions often no findings in standing endoscopy can be obtained. Exercise endoscopy then is often the only chance to confirm a diagnosis which can lead to a successful therapy. Endoscopic evaluation of upper airways in former times had to be carried out with the help of a highspeed treadmill. The new overground endoscopy technique enables equine veterinarians to perform endoscopic examinations of upper airways under normal individual training conditions. To evaluate pro and contra arguments of the new examination technique and to find out whether it can be used in practice and if it is tolerated by the horses 30 horses of different breeds and type of use were taken into account. The examined horses were 10 standardbreds, 10 thoroughbreds and 10 warmblood horses. Exercise overground endoscopy was performed under normal training conditions and in the horses home stable environment. Trotting horses were examined on the track in front of the sulky, thoroughbred race horses were tested on the racing track and riding horses were either examined being lunged or while ridden at normal performance levels. Handling of the equipment, fixation of endoscope in the nasal passage and on the horse as much as the behaviour of the horses during examination was well documented. Endoscopy videos were recorded and later evaluated regarding picture quality and possible findings. The examination was well tolerated by most of the horses. Fixating the bridle and the saddle pad with light source and flushing facility was no challenge in most cases. 28 horses needed a twitch to tolerate intubation of the endoscope. The blind insertion of the endoscope revealed no problem in almost all cases. Only four horses showed defence movements (headshaking, rearing). Three of these four horses had to be excluded from the H. Gehlen et al. Pferdeheilkunde 26 345 Einleitung Atemgeräusche unter Belastung können den untersuchenden Tierarzt vor eine Herausforderung stellen, da die Endoskopiebefunde in Ruhe manchmal keine Diagnose liefern. Treten beim Pferd unter Belastung Atemgeräusche auf, so kann dies ein Zeichen für eine dynamische Obstruktion bzw. Kompression im Bereich der oberen Atemwege sein, wobei der Befund sowohl im Bereich des Larynx als auch im Bereich des Pharynx oder auch im Bereich der Nüstern, der Nasengänge oder des Luftsackes lokalisiert sein kann. Normalerweise wird bei dem Auftreten von Atemgeräuschen zunächst eine Belastungsuntersuchung durchgeführt, um das Atemgeräusch zu charakterisieren (z.B. typisches, inspiratorisches, tonartiges Atemgeräusch) und aufgrund der Art des Geräusches bereits eine Verdachtsdiagnose zu stellen (z.B. Hemiplegia laryngis sinistra). Eine Endoskopie in Ruhe kann anschließend in vielen Fällen bereits die Verdachtsdiagnose bestätigen bzw. die Diagnose sichern. In einigen Fällen liefert jedoch die Ruhe-Endoskopie keine oder nur unzureichende Informationen für eine Diagnose und damit natürlich auch für eine Therapie. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Atemgeräusche nur unter starker Belastung oder ausschließlich im Galopp auftreten. Aus diesem Grund hat sich seit mehreren Jahren für solche Fälle die Endoskopie auf dem Hochgeschwindigkeitslaufband als Methode der Wahl herauskristallisiert und etabliert. Insbesondere bei dynamischen Obstruktionen im Bereich der oberen Atemwege haben Untersuchungen gezeigt, dass die Laufbandendoskopie Befunde aufdeckt, die bei der Ruheendoskopie nicht oder nur in einem deutlich geringerem Maße auftraten (Parente und Martin 1995, Lane et al. 2006 a,b). Ein Nachteil der Laufbandendoskopie ist es jedoch, dass die Untersuchung nicht unter natürlichen Trainingsbedingungen bzw. während der normalen Nutzung des Pferdes stattfinden kann. Zudem ist die Untersuchung auf dem Laufband zeit-, personal- und kostenintensiv und bisher auf wenige Standorte in Deutschland beschränkt. Es wurde auch beobachtet, dass Atemgeräusche auf dem Laufband zum Teil eine andere Tonfrequenz, und -art zeigten als unter natürlichen Belastungsbedingungen (Franklin et al. 2003, Tan et al. 2008, Sloet van Oldruitenborgh-Osterbaan et al. 1999). Auch wurde in einigen Studien nachgewiesen, dass Dorsalverlagerungen des Gaumensegels häufiger unter Laufbandbelastung als unter realer Belastung auftraten und somit vorschnell eine falsche Diagnose gestellt werden könnte (Tamazali 2009). Es wäre somit denkbar, dass nicht nur Unterschiede zwischen Ruhe- und Belastungsendoskopie, sondern auch zwischen einer Laufbandendoskopie und einer Endoskopie unter natürlicher Belastung vorliegen können. Somit scheint die Belastungs- Endoskopie unter natürlichen Bedingungen eine interessante Alternative zur herkömmlichen Laufbandendoskopie zu sein, wobei dazu bisher nur vereinzelte Erfahrungsberichte aus dem englisch- und französischsprachigen Raum vorliegen (Desmaizieres et al. 2009, Pollock et al. 2009). Ziel unserer Studie war es deshalb, den Einsatz eines sogenannten mobilen „Overground-Endoskopes“ bei verschiedenen Pferderassen und während unterschiedlicher Belastungsarten (Reiten, Fahren, Longieren) in Bezug auf seine Praktikabilität, die Akzeptanz (Reiter und Pferd) und seinen diagnostischen Wert zu überprüfen. Material und Methode Technische Ausrüstung Für die Untersuchungen wurde das „Videomed Active Airway Endoskop“ der Firma Videomed (Videomed GmbH, München) verwendet. Es handelt sich dabei um ein mobiles Videoendoskopiesystem zur stationsunabhängigen Untersuchung von Larynx und Pharynx bei Pferden unter Belastung. Das System beinhaltete ein Videoendoskop mit Schnellverschluss, ein Halfter mit einer längenverstellbaren Befestigungsschiene aus Carbon (Abb. 1), eine Lichtquelle, ein Prozessor, zwei Laptops (ein Laptop am Pferd zur Aufzeichnung und Speicherung, der zweite Laptop mit Konsole für die manuelle Steuerung des proximalen Endoskopabschnittes beim Untersucher) sowie eine Insufflationspumpe für die manuelle Insufflation von Luft und Wasser. Die Endoskopie konnte live über dem Laptopmonitor des Untersuchers mitverfolgt werden. Die Konsole ermöglichte auch während der Belastung eine Korrektur und optimale Einstellung der Endoskopposition. study in order not to risk equipment, people and the hhorse itself. After insertion and fixation of the endoscope plus releasing the twitch six horses displayed defence movements (raising their heads, headshaking, snorting) which disappeared with beginning of walking exercise. A Thoroughbred was even shaking his head while walking but stopped when exercise was increased (trotting, galloping). A ridden warmblood showed defence movements during ridden exercise (intermittent headshaking while trotting). All horses were able to perform while being endoscoped and could be used according to their training levels. One of the warmblood horses showed nose bleeding after the endoscope had been brought in. Therefore endoscopy was only performed under resting and walking conditions in order not to worsen the mucosal bleeding. Behaviour of the horses while being exercised was in most cases not different to training demeanour without the endoscope. One of the standardbreds developed nose bleeding out of the nostril where the endoscope was inserted when he was exercised. Automatic flushing of the endoscope producing a buzzing noise was well tolerated by all the horses. A complete exercise endoscopy was performed in 26 horses. Of these, 24 displayed a physiological function of the upper respiratory tract (larynx / pharynx) under their normal exercise conditions. One horse developed a dorsal displacement of the soft palate. In this horse a collapse of the Plicae aryepiglotticae was visible even in resting position. Another horse presented a left-sided asymmetry of the larynx (hemiplegia laryngis sinistra). Two horses showed a minor bleeding of the mucosa in the pharynx region. Two other horses endoscopically displayed minor mucosal bleedings during exercise endoscopy. The overground endoscope provided good video pictures for evaluation. In summary it serves as a valuable examination tool for the veterinarian to perform exercise endoscopies in stable environment and under individual training conditions. |
Zusammenfassung: | Treten unter Belastung Atemgeräusche auf und lassen sich bei der Ruheendoskopie keine entsprechenden Befunde zuordnen, ist eine Belastungsendoskopie häufig der einzige Weg um zu einer Diagnose und somit auch zu einer geeigneten Therapie zu gelangen. Die endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege unter Belastung war bisher an ein Hochgeschwindigkeitslaufband gebunden. Die neue „Overground-Endoskopie-Technik“ ermöglicht nun erstmals auch beim Pferd die endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege unter natürlicher Belastung. Um die Vor- und Nachteile dieser neuen Untersuchungsmethode sowie die Anwendbarkeit, Praktikabilität und Akzeptanz zu überprüfen, wurden insgesamt 30 Pferde unterschiedlicher Rassen und Nutzungsarten in diese Studie einbezogen. Bei den untersuchten Pferden handelte es sich um 10 Trabrennpferde, 10 Galopprennpferde und 10 Warmblutreitpferde. Die Belastungs- („Overground“) Endoskopie wurde unter physiologischer Nutzung und in gewohnter Umgebung durchgeführt, d.h. die Traber wurden vor dem Sulky auf der Rennbahn endoskopiert, die Galopper auf der Rennbahn und die Warmblutpferde an der Longe und / oder unter dem Reiter. Die Gerätehandhabung, das Anbringen des Endoskopes und das Verhalten der Pferde während der Untersuchung wurden dokumentiert. Die Endoskopien wurden aufgezeichnet und später in Bezug auf Bildqualität und mögliche Befunde ausgewertet. Insgesamt wurde die Untersuchung von fast allen Pferden gut toleriert. Das Anlegen des Halfters sowie das Anlegen und Fixieren der Satteldecke mit Lichtquelle und Spülvorrichtung wurde von allen Pferden problemlos toleriert. Bei 28 Pferden wurde zum Einführen des Endoskopes eine Oberlippenstrickbremse angelegt. Das Einführen des Endoskopes war bei den meisten Pferden ohne große Probleme möglich. Lediglich vier Pferde zeigten beim Einführen des Endoskopes starke Abwehrreaktionen (Kopfschlagen, Steigen). Bei drei dieser vier Pferde wurde die Untersuchung deshalb nicht durchgeführt um Gerät, Personal und Pferde nicht zu gefährden. Nach dem Einführen und Fixieren des Endoskopes sowie dem Abnehmen der Bremse zeigten insgesamt 6 Pferde geringfügige Abwehrbewegungen (Anheben des Kopfes, Kopfschütteln, Schnauben) die jedoch bei vier Pferden mit Beginn der Belastung verschwanden. Ein Galopprennpferd zeigte nach Einbringen des Endoskopes auch im Schritt Kopfschütteln, welches aber bei Belastung ebenfalls verschwand. Lediglich ein Reitpferd zeigte auch während der Belastung geringe Abwehrreaktionen (phasenweise Kopfschütteln auch im Trab). Die Pferde waren alle mit dem Endoskop belastbar und konnten entsprechend ihrer Nutzung / Leistung gearbeitet werden. Ein Warmblutpferd zeigte bereits nach Einbringen des Endoskopes Nasenbluten. Bei diesem Pferd wurde deshalb nur eine Endoskopie in Ruhe und im Schritt durchgeführt, um die Blutung nicht weiter zu verstärken. Das Verhalten der Pferde während der Belastung war überwiegend unauffällig. Ein Trabrennpferd entwickelte während der Untersuchung einseitiges Nasenbluten aus der Nüster, in der das Endoskop lag. Automatisches und manuelles Spülen des Endoskopes, das mit einem leise surrenden Geräusch verbunden war, wurde von allen Pferden ohne Abwehrbewegungen toleriert. Eine Belastungsendoskopie wurde bei 26 Pferden durchgeführt. Von den untersuchten Pferden zeigten 24 Pferde eine normale Funktion des oberen Atmungstraktes (Larynx / Pharynx) unter natürlicher Belastung. Bei einem Pferd entwickelte sich unter Belastung eine habituelle Dorsalverlagerung des Gaumensegels. Bei diesem Pferd war in Ruhe bereits ein Vorfall der Plicae aryepiglotticae feststellbar. Bei einem weitern Pferd war eine Asymmetrie im Bereich des Kehlkopfes (Hemiplegia laryngis sinistra) sichtbar. Bei zwei Pferden wurde während der Endoskopie eine leichte Schleimhautblutung im Bereich des Rachenraumes festgestellt. Zwei Pferde zeigten endoskopisch geringgradige Schleimhautblutungen während der Belastungsendoskopie. Das Gerät lieferte gut auswertbare Endoskopieaufnahmen, so dass nun eine neue Untersuchungsmethode zur Verfügung steht, die es dem Tierarzt ermöglicht vor Ort und unter natürlicher Nutzung des Pferdes eine Belastungsendoskopie durchzuführen. |